Personen vor Datascreen

Digitalisierung

Arbeiten 4.0: Gemeinsam

in eine neue Welt

Die Digitalisierung krempelt die Arbeits­welt um: Neue Tools und neue Teams verändern den Alltag von Arbeit­nehmenden. Das sorgt in manchen Unternehmen für Unruhe – die Entwicklung birgt aber gerade für Berufs­anfängerinnen und Berufsanfänger große Chancen.

Der Kollege Cobot kommt zum Üben vorbei: Elf Maschinen­bau­unternehmen hatten gemeinsam einen Roboter angeschafft, der ganz eng mit Menschen zusammen­arbeiten kann – und immer wieder mit einfachen Bau­teilen für neue Aufgaben umgebaut werden kann. Alle paar Wochen zieht das 35.000 Euro teure Gerät von einer Fabrik in die nächste. Der Roboter stand auch für ein Projekt mit Auszubildenden bereit. Fünf Azubis aus verschiedenen Berufen sollten ein Stahlgitter entwerfen: Erst ent wickelten sie gemeinsam ein Design, dann kalkulierten sie Kosten und Aufwand, schließlich programmierten sie den Roboter.

Am Anfang lagen die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger ganz schön daneben mit ihren Berechnungen – in einem Endspurt schafften sie dann aber doch alle Herausforderungen. „Das Projekt war ein voller Erfolg für uns, weil wir als Team gelernt haben, zusammenzuarbeiten“, berichtet ein Teilnehmer stolz.

Das Projekt zeigt den Wandel der Arbeitswelt: Statt starrer Strukturen werden flexible Teams immer wichtiger, die sich für eine bestimmte Aufgabe zusammenfinden. Neue Technologien verändern die traditionelle Art, wie in Unternehmen gearbeitet wird. Diese Veränderungen werden unter dem Schlagwort „Arbeiten 4.0“ zusammengefasst. Die Beschäftigten von heute stecken mittendrin, Berufseinsteigende spüren die Veränderung vom ersten Tag an.

13 Millionen

sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland arbeiten in einem Beruf, in dem der größte Teil der Tätigkeiten theoretisch durch Computer oder computergesteuerte Maschinen erledigt werden kann. Zu dieser Einschätzung kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Grundlage der technologischen Möglichkeiten von 2022. Eine hohe Automatisierbarkeit von Tätigkeiten bedeutet aber nicht zwingend, dass tatsächlich oder sofort automatisiert wird. Inwieweit sich ein bestimmter Beruf automatisieren lässt, verrät der Job-Futuromat.

Die Digitalisierung sorgt dafür, dass das Tempo des Wandels zunimmt. Sie ist gleich für mehrere Stellschrauben verantwortlich:

Geschäftsmodelle

Digital entstehen neue Marktplätze – für Schuhe und Bücher, aber auch für Mobilität, Hotels oder Werkzeuge. Zugleich müssen Unternehmen überlegen, ob sie Produkte immer noch verkaufen oder sie für einen bestimmten Zeitraum an Nutzende vermieten. Dadurch verändern sich die Stellenprofile in vielen Firmen.

Zusammenarbeit

Ein Auto ist heute ein Computer auf vier Rädern – Mitarbeitende aus der Konstruktion, der IT, dem Design und der Kostenkalkulation denken deshalb von Anfang an mit. Das gilt für viele andere Produkte genauso. Die Erfahrungen in der Corona-Krise haben gezeigt: Das digitale Zusammenarbeiten beispielsweise über Videokonferenzen gehört für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag.

Entwicklung

Weil Produkte weltweit verglichen werden können, ist die Konkurrenz höher. Neue Entwicklungen müssen schneller fertig werden als zuvor. Früher wurde viele Monate an einer Idee getüftelt. Heute kommt in einer Woche eine neue Funktion dazu, in der nächsten wird das Design verfeinert. Dieses sogenannte agile Arbeiten erhöht das Tempo.

Technologie

Eine ganze Reihe von neuen Technologien ist dabei, die Produktion zu verändern:  Cobots erleichtern etwa die Arbeit in der Industrie, weil sie Beschäftigten schwere Aufgaben abnehmen können. 3D-Drucker können dafür sorgen, dass individuelle Bauteile für relativ geringe Kosten gefertigt werden können. Software übernimmt Routineaufgaben, etwa in der Buchhaltung oder dem Personalwesen. Die Arbeit von morgen wird also anders aussehen: Viele Standardaufgaben könnten in Zukunft Maschinen und Computer übernehmen. Manchen Menschen macht diese Entwicklung Angst: Sie fürchten, dass ihr Job verschwindet.

Auch bei der Flexibilität gibt es ein ähnliches Pro und Contra: Viele finden es gut, dass sie auch von Zuhause noch rasch eine Mail beantworten können, ohne dafür ins Büro fahren zu müssen. Andere fürchten, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt.

80 Prozent

der Auszubildenden sind laut dem Ausbildungsreport 2019 des DGB der Meinung, dass Digitalisierung und Automatisierung in ihrer Ausbildung wichtig sind.

Junge Menschen haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt von morgen: Mit einer soliden Ausbildung – ob im dualen System oder einer Hochschule – legen sie die Basis dafür. Natürlich könnten dabei in Zukunft auch neue Berufsbilder entstehen – etwa Drohnenpilotin und Drohnenpilot oder 3D-Druck-Ingenieurin und -Ingenieur. Berufsschulen, Hochschulen und Unternehmen arbeiten permanent daran, den Berufseinsteigenden möglichst aktuelles Fachwissen beizubringen.

Von den 320 anerkannten dualen Ausbildungsberufen in Deutschland wurde etwa in den vergangenen zehn Jahren bereits ein gutes Drittel modernisiert. Dabei wurde die Ausbildungsordnung an aktuelle wirtschaftliche und technologische Anforderungen angepasst – und so zukunftssicher gemacht. „Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, aber sie wird sich verändern – und zwar beständig“, sagt Arbeitsminister Hubertus Heil.

Plattformökonomie

In einigen Bereichen könnten zukünftig mehr Selbstständige arbeiten, die anders als klassische Arbeitnehmer nur für einzelne Aufträge gebucht werden. Da dafür oft digitale Plattformen verwendet werden, wird auch von Plattformökonomie gesprochen. Diese bringt viel Flexibilität, weil Unternehmen eben nur für einzelne Aufträge zahlen. Umgekehrt können Plattformtätige Arbeitszeit und Arbeitsumfang in der Regel selbst bestimmen. In der Praxis geben Plattformen allerdings oft vor, wie die Aufträge bearbeitet werden sollen. Zugleich besteht durch eine digitale Steuerung der Arbeitserbringung zunehmend die Möglichkeit der Kontrolle und Überwachung durch die Plattformen. Auch fehlen selbstständigen Plattformtätigen Rechte, die Arbeitnehmern stets zustehen: Werden sie z.B. krank, gibt es kein Geld. Für ihre Rente müssen sie allein sorgen. Und gibt es in einer Krise keine Aufträge mehr, fällt die Einnahmequelle komplett weg. Plattformtätige sind nicht selten scheinselbstständig, obwohl sie tatsächlich Arbeitnehmer sind. Deshalb müssen wir als Gesellschaft darüber nachdenken, wie neue Arbeitsformen sozial gerecht ausgestaltet werden können. Das Arbeits- und Sozialministerium will diese „Neue Arbeit“ gut gestalten. Unternehmen sollen die Potenziale der Plattformökonomie nutzen können, gleichzeitig sollen auch in der Plattformökonomie gute Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung gelten. Auch die EU hat diese Herausforderung erkannt und eine Richtlinie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit erlassen. Die Richtlinie soll z.B. dazu beitragen, dass Plattformtätige korrekt als Arbeitnehmer oder Selbstständige eingestuft werden.