Gluehbirne

Arbeitswelt von morgen

Suche nach hellen Köpfen

Fachkräfte werden gebraucht – trotz der Corona-Krise. Gute Aus- und Weiterbildung machen fit für die Arbeit von morgen.

Geschlossene Betriebe, die Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung: Viele Unternehmen müssen durch die Belastungen der Corona-Epidemie auf die Bremse treten. Die Zahl der offenen Stellen ging zurück, steigt aber inzwischen wieder an, meldeten die Forscher*innen vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Frühjahr 2021.
Klar ist aber auch: Unternehmen brauchen weiterhin die Mitarbeiter*innen von morgen. In einigen Berufen ist die Nachfrage nach Fachkräften besonders hoch. Das gilt etwa für IT-Expert*innen, in der Altenpflege oder in zahlreichen handwerklichen Berufen. Auch in vielen anderen Berufen spüren Unternehmer*innen, dass sie nicht mehr so leicht Angestellte finden wie früher. Parallel gehen jetzt und in den kommenden Jahren viele Arbeitnehmer*innen in den Ruhestand. Diese Mischung ist eine Gefahr für die Wirtschaft: Wenn Stellen nicht besetzt werden können, bleibt Arbeit liegen – und irgendwann müssen Unternehmen Aufträge ablehnen. Automatisierung kann in manchen Berufen helfen: Wenn ein Roboter unterstützende Tätigkeiten übernimmt, können sich die Mitarbeiter*innen auf andere Aufgaben konzentrieren.

Die Digitalisierung erfordert aber auch neue Kompetenzen derbei den Beschäftigten. Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz in Deutschland wird sich laut einer Vorhersage der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) in den kommenden 15 Jahren durch die Digitalisierung stark verändern. Hinzu kommt, dass Deutschland mehr auf umweltfreundlichere Technologien setzt. So wird beispielsweise die Nutzung von Kohle für die Energieerzeugung nach und nach reduziert. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren werden durch Elektro-Autos ersetzt. Um diesen Strukturwandel zu gestalten, wird mehr in Qualifizierung investiert. Beschäftigte und Betriebe werden bei der Auswahl und Finanzierung von passenden Weiterbildungen stärker unterstützt. Arbeitnehmer*innen, die einen Berufsabschluss nachholen wollen, erhalten einen Anspruch auf Förderung einer beruflichen Nachqualifizierung. Und auch der Bedarf an Maßnahmen, die beim Berufseinstieg oder bei einer Umschulung für einen Beruf von morgen helfen, wird voraussichtlich ansteigen.

1.127.000

offene Stellen zählte das IAB im Frühjahr 2021. Diese teilten sich wie folgt auf die Branchen auf:

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, IAB-Stellenerhebung, Datenstand Quartal 1 /2021

Es gibt nur eins was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.

 

John F. Kennedy, US-Präsident von 1961 bis 1963

Lebenslanges Lernen

Schule, Praktikum, Ausbildung, fertig? Von wegen. Fortbildungen gehörten schon immer zum Berufsleben dazu. In Zukunft aber wandeln sich Stellenanforderungen noch schneller, weil neue Technologien dazukommen oder sich Wertschöpfungsketten verändern. Das rückt das Thema Weiterbildung viel stärker in den Fokus: „Die Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens nimmt mit der fortschreitenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft zu“, sagt Friedrich Hubert Esser, der das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) leitet.

Was bedeutet das? Die Grundlage für einen Berufseinstieg ist eine duale Ausbildung, ein duales Studium oder ein Hochschulstudium. Doch danach kommen neue Bildungsbausteine dazu: Die Industrie- und Handelskammern bieten Zertifikatskurse, in denen Arbeitnehmer*innen sich über mehrere Wochen in Spezialthemen weiterbilden können. In wenigen Wochen oder Monaten ist so eine anerkannte Zusatz-Qualifikation als Online-Marketing-Manager*in, Datenschutzbeauftragte*r oder E-Recruiter*in möglich.

Auch im Handwerk gibt es kompakte Weiterbildungsmöglich­keiten und neue Wege – bis hin zum Studium ohne Abitur. Gerade durch digitale Plattformen wird es einfacher, online neben der Arbeit Kurse zu absolvieren. Die Lebensläufe werden so individueller.

Geringverdienende und Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen nehmen bislang noch zu selten an Weiterbildungen teil. Mit dem Bundesprogramm zum Aufbau von Weiterbildungsverbünden wird die regionale Zusammenarbeit von Unternehmen, Bildungs- und Beratungseinrichtungen verbessert, um die Weiterbildungsbeteiligung von allenaller  Beschäftigten zu erhöhen. Da die Arbeitsgesellschaft der Zukunft noch stärker als heute eine Wissensgesellschaft sein wird, die auf Bildung und lebenslanges Lernen aufbaut, sagt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil: „Qualifizierung für Erwachsene sollte genauso normal und selbstverständlich werden wie es heute ein Schulabschluss ist.“